tl;dr: meine Frau ist im ÖD und ohne meine extreme Flexibilität im Job wären wir verloren.
Es nervt mich schon. Irgendwie hat der ÖD so einen “familienfreundlichen” Ruf und ich weiß echt nicht, wieso. Alles muss festgelegt sein, für jeden Scheiß ein Antrag genehmigt.
Meine Frau könnte ihren Job zu 90% im Homeoffice machen, aber nö, es muss > 50% in Präsenz gemacht werden, weil… Äh. Weil halt. Es ist auch festgelegt, wann Homeoffice gemacht werden darf. Tage tauschen? Antrag. Arbeitszeiten verändern? Antrag. Überstunden im Homeoffice? Nur eine erlaubt. An “freien” Tagen Stunden nachholen? Geht nicht. Also, außer wenn schon wieder eine Dienststellenbesprechung oder sonstiger Termin am “freien” Tag angesetzt ist.
Also bleibt im Prinzip alles an mir hängen. Kurzfristiger Termin am Montag? Geht nicht, weil am Wochenende ja kein Antrag gestellt werden kann. Termine an “Präsenztagen”? Muss ich machen, weil meine Frau die Stunden ja nicht im Homeoffice wieder reinholen kann. (Alternativ wieder Antrag zum Tage tauschen…). Ich hab wichtige Termine im Büro? Nur mit Vorlauf möglich, weil… Richtig, Antrag notwendig.
Und ich muss dann eben schauen, wie ich meine Stunden zusammenstöpsel. Kind2 macht Mittagsschlaf? Schnell telefonieren. Ich darf bei der Eingewöhnung inzwischen schon 2h raus? Schnell nach Hause radeln, ich stell das Angebot noch zusammen. Notfalls mal Abends oder am Wochenende Berichte fertig machen.
Ich hab zwischendurch mal eine interessante Stelle im ÖD gesehen und überlegt, mich zu bewerben. Aber dann hab ich mich dagegen entschieden, weil ich mir absolut nicht vorstellen kann, wie zwei ÖD-Stellen mit Kindern koordinierbar sind (vom Gehaltsrückschritt nicht zu reden).
Das einzige, was ich positiv sehen würde, ist das Krankmeldungen oder Kind-krank-Tage komplett emotionslos aufgenommen werden. Wobei es halt auch nervig ist, husten und Halsschmerzen? Sicherheitshalber Homeoffice machen? Nö! Entweder ins Büro und Kolleg*innen anstecken oder krank melden. Dann geht aber das Projekt nicht weiter. Aber das ist vermutlich auch bei vielen anderen Jobs so…
Ihr macht das halt falsch. Der Vorteil am ÖD ist, dass man lange Elternpause machen kann, ohne Angst zu haben, danach rausgeschmissen zu werden. Deine Frau hätte also mind. 3 Jahre daheimbleiben müssen. Dann hättet ihr das nächste Kind machen müssen, sodass es mind. 6 Jahre sind.
Ja, das habe ich nicht dazu geschrieben. Wir haben häufiger schon das Gefühl gehabt, wie viel einfacher wäre doch die “traditionelle” Lösung.
Meine Frau leistet fachlich anspruchsvolle Arbeit und ohne jetzt angeben zu wollen wäre es ein ziemlicher Verlust für ihr Amt, wenn sie länger ausfallen würde. Andererseits wäre es natürlich auch für sie bzw. ihr “Karriere” (fachlich gesehen) doof, so lange draußen zu sein.
Wir versuchen es, so gut es eben geht 50:50 zu machen. Das ist ganz offensichtlich nicht die bequemste Lösung…
Das Mindset hat auch meinen Vater zerstört. Der dachte auch, er ist unersetzbar. Jetzt ist er in Rente uns seine Stelle gibts gar nicht mehr.
Niemand dankt dir gute Arbeit. Vielleicht, wenn du selbständig bist. Aber das ist auch undankbar (da red ich aus Erfahrung). Und ist es im ÖD nicht so, dass man ab einer gewissen Zugehörigkeit sogar Anspruch auf die nächsthöhere Ebene hat?