Hallo liebe Feddit User :) Ich starte nächsten Monat ein Studium im MINT Bereich (Ökosystemmanagement -> eher lebenswissenschaftlich, biologische Themen) und besuche aktuell den Mathe Vorkurs. Kurzum, es ist eine komplette Katastrophe.
Ich war nie sehr gut in Mathe und bin immer eher durchgerutscht. Meine Beste Note war mal eine 3, in den meisten Fällen eher 4 oder 5. Im Abi hatte ich den Grundkurs, wo wir quasi die Jahre nur durchgechillt haben (damals war ich froh, dass dem Lehrer nur die anwesendheitspflicht ausreichte, im nachhinein eigentlich blöd). Mein Abi ist jetzt auch schon gut 6 Jahre her, heißt, ich hatte lange kein Mathe mehr. Ich habe im Vorkurs festgestellt, dass ich tatsächlich recht ausgeprägte Lücken vorweise, also zum Thema Funktionen, Potenzen, Brüche, teilweise auch Probleme oder eher eingerostet was Rechenregeln angeht. Ich verstehe bei der Vorlesung vielleicht 20% und da das Tutorium aufgrund schlechter Organisation seitens Uni auf Englisch ist, habe ich durch meine schlechten Mathe Kenntnisse und der zusätzlichen Sprachbarriere ebenfalls Schwierigkeiten mitzukommen.
Ich möchte das Studium unbedingt anpacken und schaffen, bin zwar schon 25 und fange relativ spät an zu studieren, aber ich bin motiviert und auch am Thema interessiert. Nur dieses Mathe Modul (wo ua. auch Statistik dran kommen wird) macht mir wirklich schon jetzt Bauchschmerzen. Ich möchte das Mathe Modul eigentlich gerne im ersten Semester abhaken, aber im Zweifel schiebe ich es auf und bringe mir erstmal die Basics bei, um das Modul gut zu überstehen.
Um zum Punkt zu kommen, hatte jemand eine ähnliche Erfahrung und/oder kann mir Literatur empfehlen, die mir hilft die Oberstufen Basics noch ein mal in Alleinarbeit durchzugehen? Ich freue mich über jeden Tipp. Auf Reddit habe ich bereits von Papula gelesen? Vielleicht hat ja jemand noch weitere Empfehlungen :)
Ich spreche hier nur aus meiner persönlichen Erfahrung.
Es ist quasi unmöglich den gesamten Stoff seit der 8. aufzuholen, einiges aus dem Vorkurs musst du vll. sogar neu lernen. Wenn du die klassische Uni-Vorlesung besuchst, also Analysis / Lineare Algebra I, ist das aber auch evtl. gar nicht so schlimm, denn Schulmathematik (Rechnen) und Hochschulmathematik haben häufig nur sehr wenig miteinander zu tun.
Uni-Mathe ist fies, die Durchfallquoten sind hoch und die Vorlesungen sind häufig schlecht. Es geht vor allem erstmal darum die Sprache der Mathematiker zu verstehen, denn die ist für Laien ungewohnt. Mit Glück hast du einen guten Dozenten und bekommst ein Skript. Es kann aber auch sein, dass du jede Woche 2 Stunden lang gehetzt 8 halbe Tafeln abschreibst a la “Beweis 4 Lemma 8 es existiert ein epsilon bla bla bla”. Viele Erstis verstehen null und das bleibt bei manchen auch bis zum Ende des Semesters so.
Damit moechte ich dir aber keine Angst machen! dir nur falsche Erwartungen ersparen. Ich würde also dem Stoff aus dem Vorkurs wenig Beachtung schenken, dafür reicht die Zeit sowieso nicht, sondern direkt den Vorlesungsstoff lernen. Du brauchst ein gutes Buch dass dir die ganzen Definitionen und Beweise auflistet und in Fußnoten erklärt. Versuch also die Sprache zu verstehen und die Herangehensweise zu lernen, es scheitert nämlich häufig schon am Verstehen der Aufgabe. Und im Semester selbst suchst du dir ein paar anständige Leute mit denen du ne Lerngruppe bilden kannst. Du schaffst das schon, am Ende wirst du zeigen dass die Funktion beschränkt ist und nicht andersrum :)
Edit: Hast nach Literatur gefragt und ich hab nur rumgebrabbelt, entschuldige mein Kerl.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Einerseits ist meine Angst weiterhin bestätigt, andererseits klingt es, als wäre es nicht gänzlich unmöglich - selbst, wenn man kein Mathe Ass ist.
In meinem Modul kommt nicht nur Algebra I, sondern auch u.a. Vektor-/Matrixrechnung, Lineare Gleichungen und Statistik/Wahrscheinlichkeitsrechnung vor. Hättest du vielleicht auch ein Tipp für so ein gutes Buch? :) Ich nehme alles was ich kriegen kann :D
Wird Overkill sein aber ich studiere was hart mathematisches und das sind meine Empfehlungen.
Was ich wärmstens empfehlen kann ist sich die Grundlagen reinzuprügeln. Potenz, Logarithmus und Wurzelgesetze, Bruchrechnung, Differenziations- und Integrationsregeln, elementare Funktionen (Verlauf, charakteristische Stellen, …), Umgang mit trigonometrischen Funktionen, Gleichungen umstellen und lösen… Wenn das verlässlich sitzt hast du ungemein viel gewonnen. Das ist grundlegendes Handwerkszeug und man kann sich mit gutem Wissen an der Stelle viel einfacher auf die komplizierteren Lehrinhalte konzentrieren.
Hierzu einfach die entsprechenden Punkte in Google reinwerfen, die Regeln etc raussuchen und dann GANZ WICHTIG anwenden bis zum umfallen. Anki kann helfen (digitale Lernkarten) aber verinnerlichen tut man es nur durch Anwendung und Übung. Dazu einfach Aufgabensammlungen nutzen. Gibt’s als Bücher oder bestimmt auch online. Habe leider keine Empfehlung. Ich hab mit einem alten Buch von meinem Opa geübt. Hab fix das ergooglet: https://mo.mathematik.uni-stuttgart.de/aufgaben/ Sieht auf den schnellen Blick ganz gut aus.
Ähnlich wichtig: die mathematische Notation lernen. Hier findest du einen umfassenden Überblick. https://mo.mathematik.uni-stuttgart.de/notationen/ Mach das schrittweise und konzentriere dich auf wesentliches. Fast alles bis Vektoranalysis würd ich als relevant bezeichnen hängt aber von deiner Hochschule ab. Da gibt es einen riesen level Sprung von dem was man vorher in der Schule gesehen hat und auch in irgendwelchen YouTube Videos häufig ganz gut erklärt bekommen kann zu dem Hochschulkram. Auf einmal benutzen die eine andere “Sprache” und man guckt ins Buch und versteht nix. Das ist ganz normal. Auch hier Zeit zu investieren ist ganz sinnvolle finde ich.
Für Lösungsstrategien und Schemata typischer Aufgaben gibt es das gelbe Rechenbuch. Die gibt es auch auf einschlägigen Seiten zum Download falls man Mal reingucken will aber für den Preis den Herr Furlan verlangt ist das gut investierten Geld. https://www.das-gelbe-rechenbuch.de/
Vektor- und Matrixrechnung ist sehr viel einfaches Schema. Man muss allerdings den Überblick bewahren und ohne Flüchtigkeitsfehler einfache Rechnungen durchführen können. Das ging mir ganz gut in den Kopf.
Für Integral- und Differentialrechnung musste ich die elementaren Funktionen wie oben angemerkt lernen. Dann ging das auch ganz gut. Der ganze Stetigkeitsnachweiskram ist auch ganz gut zu bewältigen.
Komplexe Zahlen sind kein Hexenwerk. Das ging gut von der Hand und kommt tatsächlich immer wieder vor.
Die schwierigeren Aspekte der Vektoralgebra hab ich bis heute nicht vernünftig verstanden. Die 2, 3 mal die ich das aber noch nutzen musste waren aber auch viel einfacher als das was ich damals in den Mathevorlesungen machen musste.
Ich hatte viele Probleme mit Folgen, Reihen, Potenzreihen und Grenzwertrechnung im allgemeinen.
Ich hatte in meinem Studium super schlechte Aufgabenblätter. Zu jedem Typ Aufgabe nur eine Hand voll Aufgaben zum üben und in jeder Aufgabe wurde ein anderer besonderen Kniff vorausgesetzt um die Aufgabe zu lösen. Das war frustig. Dann lieber auf Aufgabensammlungen zurück greifen.
Statistik und Stochastik hatte ich nur in einem Wahlfach und das nachdem ich mich durch 4 harte Mathevorlesungen gequält habe. Da war das halb so wild. War an dem Punkt vor allem wieder Notation lernen, auswendig lernen von Formeln und wann man was warum anwendet.
Zusammenfassend: elementare Konzepte kennen und verinnerlichen. Alles so gut es geht darauf zurückführen und dann die kleinen Teilprobleme bewältigen.
Du packst das schon. Und wenn alle Stricke reißen: Nachhilfe nehmen. Geht zwar gut ins Geld aber vielleicht zu dritt oder so zusammen hingehen. Und üben üben üben.
Vielen Dank für die ganzen Tipps, ich werde einige definitiv beherzigen und mir auch mal das gelbe Buch zulegen :) das macht mir jetzt ein bisschen Mut!
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Eine Literatur Empfehlung habe ich nicht. Was bei Mathe das allerwichtigste ist, in meiner Sicht, ist die Übungen und Tutorien zu besuchen und alle Übungszettel selber zu machen. Wichtig ist hier vor allem die passende Lerngruppe zu finden. Was nichts taugt ist ein “jeder macht eine Aufgabe, dann ist das wenig Arbeit”. Das nützt dir nichts. Du brauchst im Idealfall eine Gruppe, in der man das zusammen erarbeitet und diskutiert. Wenn man sich dann zusammen durch die Übungszettel geschlagen hat, weitere mathematische Grundlagen lernt man dann als Beiwerk, wird das mit der Klausur auch meist kein Problem.
Uff, das ist schon wenig.
Ich kenne Dorfuchs, der müsste “Mathe Songs” auf YouTube haben, das ist zum auswendig lernen von Mitternachtsformel/pq-formel zu Beispiel ganz gut.
Für jedes Thema, dass ihr dann später im Kurs dran nehmen werdet hat 3Blue1Brown ein Video/eine Videoserie. Der erklärt Mathe und macht dazu die besten Animationen, die du finden wirst. Auf Englisch, aber das visuelle ist da eh das beste.
Dies, 3Blue1Browns Videoreihe zu Linearer Algebra ist einfach Klasse (die anderen Sachen natürlich auch)
Hab noch https://m.youtube.com/c/brightsideofmaths und https://m.youtube.com/@JoernLoviscach
Die haben mir bei ein paar Themen echt geholfen.
Mein Tipp: Vergiss die Bücher und mach einfach Aufgaben. Alle die du von deiner Universität finden kannst und von anderen Unis mit ähnlichem Schwerpunkt und Studiengang. Die Aufgabensammlungen von Papula und Co hatten nur wenig mit dem zu tun, was in den Klausuren dann schließlich dran kam. Ich würde nicht noch einmal Zeit verschwenden, um irgendwelche Hundertseiter durchzuarbeiten und stattdessen lieber 10 Übungsblätter von vorne bis hinten durcharbeiten. Manchmal reicht es, wenn man anhand der Lösung verinnerlicht, wie bestimmte Aufgaben zu handeln sind.
Die Grundlagen wie Formelumstellung müssen sitzen, wenn du das nicht kannst, entweder lernen oder überlegen ob Mint das richtige ist. Lerngruppe suchen, sei allerdings vorsichtig das du nicht in einer Saufgruppe landest die nur feiern gehen und das lernen vergessen.
Geh in die Fachschaft und verbringe da die Zeit/ Freunde dich mit denen an. Da sitzen Leute drinnen die zumindest am Anfang alles schon gemacht haben, was du jetzt gemacht hast. Die können dir wenn du was überhaupt nicht kapierst und du gut mit denen bist, das alles nochmal anders erklären. Fang außerdem früh an zu lernen, damit du frühzeitig fragen kannst. In der Klausurenphase wird niemand sich nen ganzen Tag hinsetzen um dir Integrale beizubringen und du sitzt dann nicht in der Vorlesung und verstehst nur Bahnhof.
Gleiches gilt für Profs, wenn du die früh fragst bekommst du in ner Sprechstunde ggf was nochmal erklärt. Wenn du erst 3 Tage vor der Klausur angeschossen kommst, hast du Pech gehabt. Bei Profs gilt generell: Wenn sie sehen das du es ernst nimmst, frühzeitig lernst und du ernsthaft Arbeit reinsteckst dann ist vieles möglich. Stell spezifische Fragen, was genau du nicht verstanden hast. Wenn du aber nur kommst mit einem “Kau mir alles nochmal vor, ich bin zu faul selbst zu denken” hast du gelitten. Die sind da zum Forschen und Lehren ist lästiges Beiwerk.
Schreib dir Formel. Direkt als Zusammenfassung auf ein extra Blatt mit Überschrift. Damit hast du direkt ne Formelsammlung die du zum einen verwenden kannst und wenn du die fertige schreibst, ist es nur noch übertragen und nicht dich durch 100 Blättern wühlen nach der einen den benötigten Formeln.
Organisiere deine Mitschriften. Für mich hat am besten funktioniert ein Heft, erste Seite Inhaltsverzeichnis, letzte Seite Formelsammlung(mit Seitenangabe) Mitschrift dazwischen. Und eben Seitennummern aufschreiben. 1000x besser als in einem Block sich durchwühlen zu müssen, wo dann noch Seiten fehlen.
Ich hatte eine Fächermappe, das erste Fach alle Formelsammlungen aus dem Studium und die restlichen die einzelnen Hefte. Kann bei Wunsch ein Bild davon schicken.
Wohne wo du studierst. So verbringst du mehr Zeit mit Kommilitonen und kannst realistisch einfach feiern gehen und es geht nicht viel Zeit auf Pendeln raus. Wenn du 30 Minuten mit dem Auto brauchst und die Frage kommt nach schnell im Park treffen, wirst du nicht hinfahren.
Fang nicht an Klausuren ewig zu schieben. Ein Kommilitone ist nach 15 Semestern an seiner letzten Klausur exmatrikuliert worden. Die war aus dem ersten Semester. Jetzt steht er ohne alles da und hätte das ganze entspannte 5 Jahre abkürzen können. Außerdem bauen die Module aufeinander auf. Wenn du die Grundlagen nicht kannst, wie soll das Zeug funktionieren das darauf aufbaut?
Geh mit einer kleinen Kühltasche, mit Kühlakkus und 2-3 Flaschen Bier in die Klausur. Wirst am Anfang blöd angesehen, dafür kannst du sobald du raus bist sofort ein kaltes Bier aufmachen. Wenn die Klausur Rum ist nicht noch 3 Stunden drüber reden. Kannst du eh nicht mehr ändern, lieber entspannt Bier trinken und das Leben genießen.
Geh in jede Einsicht. GEH IN JEDE EINSICHT.
Profs und Hiwis sind auch nur Menschen un machen Fehler beim korrigieren und Noteneintragen. Kom. Hat ne 5 gehabt statt Ner 1,3 weil der Prof in der Zeile verrutscht ist beim Eintragen. Ich bin 1,6 Noten nach oben geschossen weil ein Prof einen Teil meiner Klausur nicht gesehen hat.
(Vaseline mit in die Prüfung nehmen. Dann schmerzt es nicht so stark, wenn der Prof dich fickt. /S)
Termine sind in der Uni fest: 12:01 bei Abgabe Termin um 12:00 ist zu spät. Du kannst höflich bitten das es noch berücksichtigt wird, hoffe aber nicht drauf. Dem Prof ist es egal warum du zu spät bist.
Mathe musst du üben, da hilft nur rechnen. Aber Leg nicht die Lösung dazu und dann einfach zu sagen: “Ja das hätte ich auch so gemacht”.
Verstehe was du tust und warum du es tust. Dann rechnen Prüfen, Fehler verstehen und wiederholen. Aufgaben auswendig lernen geht nicht. Da kommt dann statt links drehen Rechtsraum, statt mehreren Knoten nur einer oder ein PTD statt PTI System. Wenn du weißt warum du es tust, rauchst du ne Minute länger und es geht. Wenn nich, schaust du auf die Klausur wie ein Auto.
Die Grundlagen wie Formelumstellung müssen sitzen, wenn du das nicht kannst, entweder lernen oder überlegen ob Mint das richtige ist.
Denkst du denn, dass es machbar ist, sich die Grundlagen noch anzueignen? Für mich gehts Mitte Oktober los und irgendwie denke ich, dass das nicht genug Zeit ist, um alle Defizite aufzuholen :/ Ansonsten: Danke für deine ganzen Ratschläge <3
Aufholbar ist es. Du must nur immer am Ball bleiben und sobald du was in der Vorlesung / Tutorien nicht verstehst nacharbeiten, bis du es verstehst. Viele Dinge aus dem Abitur wurden zumindest bei mir wiederholt. Allerdings in einer ganz anderen Geschwindigkeit. In der Schule haben wir die komplexen Zahlen bestimmt 4 Wochen behandelt. Im Studium waren das zwei Vorlesungen und dabei mit mehr Tiefgang.
Formelumstellung wird aber vorrausgesetzt. EG. P=UI und U=RI umstellen wenn du nur die Leistung und Widerstand hast nach I. Wenn das nicht geht endet du wie der Typ der gefragt hat, wie er 200 Formeln auswendig lernen soll, weil du jede Umformung nur für sich betrachtest. Mit den beiden oben, hätten wir schon 8 Umstellungen statt 2.
Alle Punkte von @Flipper kann ich unterschreiben. Beim Bier musste ich lächeln. Wie JBO sagt, der Mensch lebt nicht vom Brot alleine.
Soweit ich das mitbekommen habe, gibt es mittlerweile hervorragende Mathetutorien auf YouTube auf Deutsch. Eine Handvoll YouTuber haben sich wohl in diesem Bezug einen Namen gemacht, aber da müsstest du selbst mal gucken.
Die Vorkurse sind vermutlich nicht auf deinen Studiengang ausgerichtet, demnach könnten die Inhalte in den für dich relavanten Kursen einfacher sein. Den Vorkurs besuchen ja ggf alle von Biostudent zu Mathestudent. Ich würde auf jeden Fall Mal in die tatsächlichen Kurse reinschauen. Schwierig kann Mathe aber allemal sein, insbesondere wenn Grundlagen wie Bruchrechnung bereits fehlen - da hätte ich keine Ahnung, wie man am besten dran geht, aber vielleicht mit guten Kommilitonen zusammen lernen oder halt wirklich ein Schulbuch durcharbeiten.
Nur halb richtig. Je nach Uni ist das unterschiedlich. Größere Studiengänge haben oft ihre eigenen Vorkurse und Mathematiker meistens auch, weil sie sich sonst langweilen. ;) Was aber auf jeden Fall stimmt, ist dass der Inhalt von Vorkurs nicht notwendigerweise viel mit dem Inhalt späterer Vorlesungen zu tun haben muss. Das gilt aber in beide Richtungen: es kann ‘nicht relevanten’ Stoff geben oder aber der Vorkurs besteht nur aus Grundlagen und ‘richtige’ Mathe kommt erst später.
Quelle: bin Mathematiker an einer Uni
@OP ich hab zwar noch keine Erfahrungen mit unseren Serviceveranstaltungen für die Biologen gemacht aber in der Regel werden in Veranstaltungen wie Biostatistik so Geschichten wie Hypothesentests und Wirksamkeitsstudien behandelt sowie natürlich den theoretischen Kram dahinter wie Wahrscheinlichkeitsräume und -variablen. (Würde mal annehmen dass du von Maßtheorie verschont bleibst). Dafür gibt’s in der Tat sehr hübsche Lehrbücher aber das ist etwas was du unbedingt das Lehrpersonal fragen solltest. Immerhin sollte es zur Vorlesung passen.
Für wirklich Basics sind tatsächlich Schulbücher nicht schlecht. Die Autoren haben da in der Regel mehr Erfahrung wie man das pädagogisch verfasst als ein Professor der meint sich noch mal schnell mit ein paar verkauften Lehrbücher sich was dazu zu verdienen.
Wenn du Vorlesungen schieben willst solltest du darauf achten in welchem turnus sie angeboten werden. Nicht dass du ein Jahr warten musst nur weil das gerade nicht angeboten wird. Du solltest dich aber vielleicht einfach reinsetzen und die Übungen direkt mitmachen. Sagt ja keiner dass du sofort die Prüfung danach anmelden musst.
Ich kann nur für Aachen sprechen, da sind alle von Mathe bis Bio im gleichen Mathevorkurs, wobei die meisten Biologen ab der zweiten Woche im Chemievorkus sind. Ich fand den Vorkurs teils schwerer als Mathe für Informatiker und Mathe für Biologen (Doppelstudium) war normal deutlich einfacher, da werden auch mehr Hilfestellungen gegeben. Die Anwendung dessen in Physik später macht da mehr Probleme.
Lerne viel da wo auch andere Studierende lernen, höhere Semester nehmen an sich gerne die ersties unter ihre Flügel.
Meinst du damit die Tutorien?
Tutorien sind auch (meistens) sehr sinnvoll, der OP meinte aber ziemlich sicher die informellen Lernorte. Das hängt dann natürlich sehr von deiner Uni ab, aber die klassischen Sachen sind die Bibliothek, die Fachschaftsgebäude des entsprechenden Fachs oder auch Räume die explizit fürs Lernen gedacht sind. Dort wirst du eben auch Leute aus höheren Semestern finden, in den Tutorien sitzt du ja nur mit Leuten aus deinem Semester.
Grundsätzlich würd ich dir noch den Tipp geben, dass du dich mit Leuten austauschen/unterhalten/Zeit verbringen solltest. Ich habe den Fehler gemacht, dass ich damals nach den Vorlesungen direkt nach Hause gefahren bin und zwischen den Vorlesungen und in Freistunden alleine gelesen, Musik gehört oder ähnliches gemacht habe. Wenn du mit den anderen Leuten Zeit verbringst, lernst du in der Regel deutlich schneller wo Sachen/Ressourcen zu finden sind, wann Veranstaltungen stattfinden und es ergeben sich eben auch fast automatisch Lerngruppen. Das musst du am Anfang deines Studiums machen, weil es später deutlich schwieriger sein wird, dich mit Leuten anzufreunden, weil es die etablierten Gruppen eben schon gibt.
Es gibt dann immer so Spezialisten, die 2 Wochen vor den Prüfungen alle Lerngruppen abklappern und fragen ob sie noch dazu kommen können, da haben aber die wenigsten Lust drauf.
Nee, aber die sind auch gut. Protipp für die: Stell die dummen Fragen, andere die sich nicht trauen sind dir dankbar und dafür sind die Tutorien ja gedacht. Wenn du nicht weißt was du fragen kannst sollten alle alarmsirenen angehen. Entweder kannst du den Stoff 100% und auf 1+ Niveau oder aber du hast so wenig kapiert das du nicht mal weisst was gerade passiert.
Ich meinte aber die Lernorte in der Uni die für studierende und ihre Lerngruppen gedacht sind. Ich weiss nicht wie das anderen Unis ist, aber bei den fachschaftsrat in der Nähe gibt es häufig Räume wo man lernen kann und häufig chillen da auch andere rum. Tu dich mit anderen zusammen und knüpf Kontakte auch wenn nicht gelernt wird.
Kostet aber echt Überwindung… Man fühlt sich dann als wäre man dumm 😅 aber vielleicht ist das Ziel wichtiger als Scham. Ich versuche mich dann mal beim Tutorium zu überwinden und “blöde Fragen” zu stellen!
Ja aber dass das Überwindung kostet ist allen klar, also wenn du dich verhaspelst oder nicht so ausdrückst wie du das gerne hättest ist das allen klar warum da kräht kein Hahn danach. Und du tust sehr vielen einen Gefallen (inklusive dem Tutor) und irgendwann kommen dann auch andere dazu.
Und das mit dem dumm fühlen ist bei mathefrischlingen echt überall. Wenn du deine Lösung mit Musterlösungen vergleichst wirst du dir wie der letzte Esel vorkommen und auch das ist normal. Gehört alles dazu, da wirst du nur auf Verständnis stoßen weil alle anderen da auch durch mussten. Die Lehrenden haben viel lieber einen fragestellenden mathefrischling dem man alles 10mal erklären muss (weil auch das ist normal!!) bis es endlich sitzt als einen der sich allein durchquält und am Ende komplett demotiviert vor der Prüfung steht und auf eine gnädige 4.0 hofft.
Mein Hintergrund: selber Mathematiker, mehrere Jahre als studentischer Tutor später Mitarbeiter für Mathematik für Bauingenieure.
Schau nach was die Uni oder das Lehrgebiet selber anbietet. Sprechstunden? Geh hin und stell deine Fragen. Tutorien? Versuch dich an den Aufgabenblätter.
Frag in der Fachschaft nach alten Klausuren. Sprich ältere Studenten an, die noch Unterlagen zu der Vorlesung haben.
Ich glaube am wichtigsten ist das eigene Lernen zu überprüfen. Passt du Form des Lernens? Funktionieren bei dir Videos besser? Oder erstmal alleine was probieren? Vor Ort in einer kleinen Lerngruppe mit anderen?
Und zum Thema lernen: der erste Schritt ist nicht direkt die Aufgaben zu rechnen. Fast alle fangen damit an. Aber was nützt dir eine Aufgabe, wenn du die Hälfte der Wörter nicht kennst oder deren Bedeutung? Der erste Schritt ist die Nachbereitung der Vorlesung. D.h. mach dir Notizen, schreib dir Kommentare dazu. Und lerne Fachbegriffe wie Vokabeln. Also vielleicht eine extra Zusammenfassung nur mit dem Begriffen.
Wenn du deine Aufgaben versuchst zu lösen, nutze deine Unterlagen. Leg die Vorlesung daneben, alte Aufgaben. Und suche nach irgendwas was ähnlich aussieht. Du brauchst in der Lernphase noch nicht alles auswendig kennen und direkt wissen.
Warum ist das so wichtig? Weil Erklärungen diese Begriffe benutzen. Mathematik ist eine eigene Sprache. Und da braucht man ein paar Vokabeln und dann kommt die Anwendung.
Wenn du also an einer Aufgabe sitzt, Fang nicht direkt an zu rechnen. Gehe erstmal jedes Wort in der Aufgabenstellung durch. Und schaue ob das Wort zu einem der definierten Begriffe passt. Aus einer Aufgabenstellung mit drei Sätzen kannst du oft erstmal eine halbe Seite Informationen rausziehen, wenn du die Begriffe richtig zuordnest.
Dafür ist der Vorkurs da. Das ist ein Realitätscheck.
Dazu und um die Leute kennenzulernen.
Such dir eine Lerngruppe. Macht das gemeinsam.
Wenn du Englisch kannst https://www.khanacademy.org/
Auf der Webseite kann man zumindest auch Deutsch wählen - habe ich aber immer nur auf Englisch verwendet - kann ich also keine Erfahrung zu nennen.
Geführte, Strukturierte Kurse / Guides durch die Mathematik. (Gibt auch andere Themenbereiche. Aber bekannt und berühmt wurde Khan Academy für/mit Mathe - als eine der ersten guten kostenfreien Lernplattformen.)
Danke für den Tipp, die Webseite sieht auf dem ersten Blick wirklich ganz ansprechend aus. Werde die nächsten Tage mal den Pre-Algebra Kurs angehen :)
Ich kann dir keine Literaturempfehlung geben weil ich überwiegend das Material aus den Vorlesungen genutzt habe. Einen Rat kann ich dir aber geben der für mein Studium rückblickend essenziell war: im Vorkurs habe ich einen Großteil der Leute kennen gelernt, mit denen ich bis zum Ende des Studiums oder darüber hinaus Kontakt hatte/habe. In einer Gruppe von 3-5 Leuten lernen hat sich für mich extrem bewährt, nicht nur wegen dem Verständnis sondern auch wegen der Motivation. Da ist jeder ein bisschen anders, aber die meisten mit denen ich Kontakt hatte die irgendwann rausgeprüft wurden, haben alleine gelernt.
Ich habe im ersten Coronasemester ohne Vorlesungen mir mit dem Papula Mathe aneignen müssen und kann den nur empfehlen. Allerdings dreht es sich da um Mathematik für Ingenieure. Da wird Statistik wenig beleuchtet. Sonst kann ich den nur empfehlen. Für mich war es sehr verständlich.
Vielleicht fragst du auch einfach mal deinen Dozenten/Dozentin nach einer Empfehlung.
Typischerweiser ist übrigens auch in den Modulbeschreibungen in den Ordnungen (Fachprüfungsordnung/Modulhandbuch) Literatur hinterlegt, die empfohlen wird. Das kann aber schon veraltet sein.
Also ich würde sagen durchrutschen geht immer… Es wird schon ein paar Standard Aufgaben geben die du einfach nur auswendig lernen musst und damit deine 4.0 bekommst. Das Verständnis kannst du dann später in der Praxis bei einer Studienarbeit oder ähnlichem aufbauen.