Laut den Kriminalstatistiken mehrerer Bundesländer ist der Anteil Nichtdeutscher unter den Tatverdächtigen im vergangenen Jahr angestiegen. Der Kriminologe Tobias Singelnstein warnt vor falschen Interpretationen der Statistiken. Über die tatsächliche Entwicklung der Kriminalität sagten sie wenig aus.

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Der Frankfurter Kriminologie-Professor Tobias Singelnstein warnt dagegen vor solchen Interpretationen der Polizeilichen Kriminalstatistiken (PKS). „Über die Kriminalitätsentwicklung in der Gesellschaft lassen sich anhand der PKS praktisch keine belastbaren Aussagen treffen. Man kann höchstens, wenn man daneben auch andere Untersuchungen heranzieht, vorsichtige Schlussfolgerungen ziehen“, sagte der Kriminologe dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

„Die PKS ist lediglich eine Tätigkeitsstatistik der Polizei, in der diese dokumentiert, wie viele Verfahren sie bearbeitet und erledigt“, erklärte Singelnstein. „Darin sind keine abgeschlossenen Fälle verzeichnet, sondern nur Verdachtssituationen – und auch das nur aus einer polizeilichen Perspektive.“ Ein Anstieg in der Statistik müsse nicht zwingend einen tatsächlichen Anstieg der Kriminalität zeigen, sondern könne auch durch eine bessere Aufhellung des Dunkelfeldes entstehen.

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Singelnstein wies zudem darauf hin, dass als nichtdeutsche Tatverdächtige in der Kriminalstatistik auch Touristen oder Durchreisende gelten. Diese Menschen würden jedoch nicht in der Bevölkerungsstatistik erfasst. Wer die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen mit der Gesamtbevölkerung in ein Verhältnis setze, vergleiche deshalb Äpfel mit Birnen.

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In Sachsen betonte Innenminister Armin Schuster (CDU) bei der Vorstellung der Kriminalstatistik des Landes am Dienstag, dass er für den Anstieg der Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen nicht die breite Masse an Zuwanderern in der Verantwortung sehe. Wie die „Leipziger Volkszeitung“ berichtete, wies Schuster auf die Rolle einer vergleichsweise kleinen Zahl von „Mehrfach-Intensivtätern“ hin: Eine Gruppe von 1415 Personen werde verdächtigt, fast die Hälfte aller 16.500 Straftaten begangen zu haben, die von Nichtdeutschen begangen worden sein sollen.