Der Komiker Hape Kerkeling hat seinen Abschied aus Berlin mit zunehmender Schwulenfeindlichkeit erklärt. In der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ sprach die Moderatorin den 58-Jährigen am Donnerstagabend darauf an, dass er mit seinem Mann nach Bonn gezogen sei – „und der Grund war tatsächlich auch die Situation hier in Berlin?“
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Er habe manchmal das Gefühl, „dass wir in einer ähnlichen Zeit leben wie in der Weimarer Republik“, sagte Kerkeling dazu. „Auch da gab es doch diesen Fortschritt.“
Der Entertainer verwies dabei auf den Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld, der damals bereits die strenge Unterscheidung in zwei Geschlechter infrage gestellt hatte. Es sei auch kein Problem gewesen, transgender zu sein und habe erste Geschlechtsumwandlungen gegeben. „Alles das war völlig unproblematisch Anfang der 20er-Jahre“, sagte Kerkeling. „Es gab sogar die Idee für ein Verpartnerungsgesetz, auch das gab es schon in der Weimarer Republik.“
Zugleich komme es ihm so vor, als befinde sich die Gesellschaft heute „am Vorabend von etwas, was ich jetzt nicht dringend erleben möchte“, sagte Kerkeling weiter – eine Anspielung auf den Nationalsozialismus, der auf die Weimarer Republik folgte.
Ich glaube das mit Magnus Hirschfeld wird auch ein bisschen verklärt. Es gab diesen Fortschritt in der Weimarer Republik nur augenscheinlich. Die Weimarer Republik war zutiefst LGBTQI*-feindlich. Magnus Hirschfeld war in dieser ganzen reaktionären Brühe einer der Lichtblicke. Mehr aber auch nicht. Man musste Angst haben auf offener Straße erschlagen zu werden und der Justizapparat hat im Zweifel für den Täter geurteilt.