Jeden Winter sitzen in Arztpraxen Herzkranke neben Hustenden, Immunschwache neben Fiebernden. Eltern richten sich darauf ein, Tage oder gar eine Woche bei den kranken Kindern zu verbringen, wiederholt und eigene Ansteckung inklusive. Kritische Infrastrukturen und auch andere Betriebe rechnen schon mit der Ausdünnung der Belegschaft während dieser Zeit. Die Tatsache, dass nur noch wenige Menschen an Infektionen sterben, hat uns in dieser Hinsicht allzu blind werden lassen. Denn die Pandemie hat auch gezeigt, wie gut man Infektionen durch Prävention verhindern kann. Für den Winter 2020/21 kann man beispielsweise die Influenzafälle an einer Hand abzählen: Masken und Abstand.
Man könnte jetzt meinen, nicht so schlimm, es war früher auch so. Aber zum einen zeugt diese Haltung von einer gewissen Lernresistenz und Trägheit. Als die erste Blockhütte der Menschheit abgebrannt ist, sind wir auch nicht in die Höhlen zurückgekehrt. Zum Zweiten ist es leider auch naiv und falsch, Sars-CoV-2 auf die leichte Schulter zu nehmen. Covid ist nicht wie ein Schnupfen oder ein grippaler Infekt, es ist eine Systemerkrankung, die Gefäße und Nerven befällt, und selbst im Vergleich zu Influenza (echter Grippe) deutlich mehr gesundheitliche Folgen hinterlässt, bis hin zum gefürchteten Post-Covid-Syndrom. Dabei steigt das Gesamtrisiko mit jeder weiteren Infektion.